Meine erste richtige E-Mountainbike Tour
Gestern war ich auf meiner ersten richtigen E-Mountainbike Tour, und es war der Wahnsinn. Wir waren an der Specialized Modelljahr 2018 Präsentation, und wie es sich heutzutage gehört werden Produkte nicht nur angeschaut sondern auch im Gelände getestet. Den Tag zuvor hatten wir Shuttle Runs mit den neusten Specialized Enduro Bikes gemacht und die komplett überarbeiteten Epic FSR Bikes über eine super Singletrail Runde gejagt. Ich war im Biker Himmel. Jetzt wollten wir die gleiche Singletrail Runde die wir mit den Epic XC Rennmaschinen bewältigt hatten nochmals abfahren, mit Levo FSR Carbon Fattie Bikes, 27.5+ Bereifung inklusive. Der Anfang war wie geplant und es machte enormen Spass ein Bike mit 50% mehr Federweg, 60% mehr Gewicht und 30% breiteren Reifen so «leichten Fusses» über die Trails zu jagen welche einen Tag zuvor auch mit dem neuen Epic FSR extrem viel Spass gemacht hatten.
Eine neue Art zu biken
Dann der ungeplante Teil; wir gelangten an eine Stelle die wir gestern auch schon gesehen hatten, eine breite Schneise welche in den Wald geschnitten worden war um bei Waldbränden vor der schnellen Verbreitung des Feuers zu schützen. Die Schneise ging ziemlich gerade den Berg rauf, und runter, und voll mit grobem Geröll. Wie’s halt so passiert wenn drei erwachsene Männer zusammen kommen zum biken, drei erwachsene Kindern mit neuen Spielzeugen, war ziemlich schnell klar, dass wir die Möglichkeiten unserer motorisierten Kameraden an diesen «Geröll Mauern» ausprobieren mussten. Der «Punta Ala Hill Climb Challenge» war geboren. Ein Versuch, der zweite, der dritte, andere Linienwahl, andere Gangwahl…den Dämpfer hinten zu machen um mehr Druck aufs Vorderrad zu kriegen, den Sattel ein klein wenig tiefer um den Schwerpunkt runter zu setzen und das Vorderrad ruhig zu halten…dann nochmals mit ein wenig Schuss, aber nicht zu viel, und schnellen Drehzahlen diese Wand hoch: an dieser ersten Challenge stand’s am Schluss knapp Unentschieden zwischen mir und Stephan, und auch Roger aus Bern war nur ein ganz klein wenig unter der Höchstmarke geblieben.
Bereit um unseren ursprünglichen Weg auf dem Toskanischen «Epic Singletrail» wieder aufzunehmen kamen plötzlich zwei local heros in voller Montur, mit Protektoren und Full Face Helmets, die Geröllwand runter gedonnert. Nicola und Ricardo hiessen die zwei Levo Fahrer, wie sich herausstellte, und sie luden uns ein das E-Mountainbiken so richtig kennen zu lernen. 180° um kehrt folgten wir den zwei E-MTB Veteranen die gegenüberliegende Geröllschneise rauf; noch immer zu steil um mit einem unmotorisierten Bike hochzufahren, aber mit dem E-Bike grenzwertig ok. Von zuoberst sahen wir dann auch endlich wie weit sich diese Feuerschneise durch die Hügellandschaft zog, und die Möglichkeiten die einem geboten werden.
Vom obersten Punkt aus wählten unsere Guides dann aber einen felsig verblockten, und zum Teil doch steilen und engen Singletrail. Hier verstand ich nun weshalb die beiden locals sich für Ihre Feierabend Tour so in Schale geworfen hatten. Die Singletrails welche wir am Vortag mit den Epic Bikes genutzt hatten verwendeten sie als «Transitions» zwischen den Geröllwänden und den steilen Abfahrten, wobei auch die ganz gewöhnlichen Trails sich transformierten. Gerade Aufstiege mit Wurzelpassagen und mittelhohen Stufen wurden interessanter und auch Stephan, der Ex-Cross Country Elite Rennfahrer der quasi auf einem Specialized Epic aufgewachsen ist, fing an ganz andere Linien auszuprobieren und mit immer mehr Enthusiasmus zu fahren; über die Wurzelteppiche hoch, statt drum herum, und Stufen geradewegs angreifen anstatt sie möglichst zu vermeiden. Mit der Geschwindigkeit die berghoch generiert werden konnte gewann die Linienwahl um die Kurven berghoch an Priorität und wo man unmotorisiert meist jedes Traildetail begutachten konnte musste ich plötzlich viel vorausschauender anfangen zu fahren; halt wie man sonst im flachen fahren würde.
Und wer fährt denn da
Nach zwei Stunden und einem bisschen waren wir wieder zurück im Specialized Camp. Stephan der 35 jährige Ex-Cross Country Fahrer der immer noch eine wahnsinns Kondition an den Tag legt, Roger der 50 jährige Ur-Mountainbiker der noch heute am liebsten seine Touren um den Gurten rum auf seinem Specialized Epic macht, und ich, der 40 jährige Tinu, Ex Downhillfahrer und Allround Biker, zusammen mit unseren neuen Freunden Ricardo und Nicola, zwei lokale Familienväter auf Feierabendtour die wohl irgendwo zwischen 40 und 50 Jahren schweben und uns dreien die Erleuchtung brachten.
Mir war das E-Mountainbike bisher als praktischer Helfer im Kopf; für die die nicht strampeln können oder wollen, oder für die die ihre Lieblingsabfahrt nach dem Feierabend lieber drei oder vier Mal, statt ein oder zwei Mal, machen wollen. Unser kleines toskanisches Abenteuer hat mir eine ganz neue Welt eröffnet, eine ganz neue Art des Mountainbikens, eine die ich für mich selber entdecken will.
Na denn, bis bald und Happy Trails